Passion und Auferstehung

Schauspiel: Thomas Fuhrer
Basel

 

Die Realität der Passion
Der Regie Massaux’ gelingt eine Nacherzählung der Passion, die nirgendwo rühren will durch Illusion. Die Worte sprechen für sich. Was es an darstellerischen Mitteln braucht, ist schnell gefunden. Die Sparsamkeit, mit der Thomas Fuhrer sich ins Spiel bringt, sich am Ende aus dem Spiele herausnimmt und gebe, legt Zeugnis ab von seinem Können. Als im Garten von Gethsemane die Scheinwerfer ausfallen, spielt Thomas Fuhrer mit der Saalbeleuchtung. Nichts geht verloren.

St. Galler Tagblatt 8.4.1998

 

In der Rolle eines Hirten
Auf einer Wiese in freier Natur sitzt ein Hirte und geniesst den Sonnenschein. Er trägt Wanderschuhe, hat einen Hut auf und ein kleines Büchlein dabei. Seine Schafherde wirkt allerdings eher seltsam, denn sie besteht aus lauter Totenschädeln, und das Büchlein ist die Bibel.(...)

Die Idee ist spannend : Fuhrer nähert sich dem Bibeltext nämlich völlig naiv und erzählt, in der Rolle eines Hirten, einfach die von Johannes aufgeschriebenen Geschichten nach. – kein kirchliches Pathos also, aber auch keine verklärenden Jesus-Romantik mit blonden Hippie-Haaren wie in vielen Kitschfilmen über den Sohn Gottes. Von solchem Ballast befreit, sollen die Bibel-Stellen ihre eigentliche Wirkung entfalten. Fuhrer macht seine Sache gut. Er schafft es im Laufe des Stücks immer wieder, den bekannten Texten einen neuen, unverbrauchten Klang zu geben. 

Basler Zeitung, 5.5.1998